Was WIR tun können

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Unzählige Male haben wir unseren Leuten vor allem in den ersten Tagen des Krieges die Frage gestellt, was wir für sie tun können. Die Antworten lassen sich kurz zusammenfassen: Nichts.

Egal wie direkt wir jetzt gerade von diesem Krieg betroffen sind, fühlen wir uns ohnmächtig, hilflos, klein, der Geschichte, die gerade geschrieben wird, ausgeliefert ohne dass wir auch nur eine Zeile, geschweige denn ein Kapitel beitragen könnten.

Vielleicht suchen wir im Moment auch einfach zu weit? Hier ein paar Ideen gegen die Ohnmacht.

Solidarität und Mitgefühl bekunden

Wir sind felsenfest überzeugt: jeder Gedanke, jedes Gebet, jedes liebe Wort hat Wirkung. Wir können das im Stillen tun. Oder per Direktnachricht an Elena, Viktoriia, Serhii oder Roman (verlinkt sind die LinkedIn-Profile, unter Kontaktinformationen findet ihr Telefonnummer (für WhatsApp) und/oder E-Mail-Adresse). Am besten auf Englisch, dank immer besser werdender maschineller Übersetzung funktioniert auch Deutsch. Oder einfach in "Emoji-Sprache" wenn die Worte fehlen.

Habt Verständnis, wenn die Antwort auf sich warten lässt. Vielleicht fehlt dazu einfach grad die Energie.

Informiert bleiben und informieren

Sich in der Informationsflut zurecht zu finden ist aktuell kaum möglich. Wir finden die Berichterstattung auf SRF aktuell recht ausgewogen und weitgehend deckungsgleich mit den Informationen, die wir auch von unseren Kontakten erhalten. Es gibt auch viele gute Hintergrundberichte von Expats (z.B. von Zoya Sheftalovich auf politico.eu). Wenn's denn in Echtzeit sein soll, dann geben die Twitterkanäle des ukrainischen Präsidenten (@ZelenskyyUa), des Kyiv Independent (@KyivIndependent) oder von Denis Trubetskoy (@denistrubetskoy) eine direkte Sicht auf das Geschehen ohne sensationslüsterne Bilder.

Wichtig scheint uns, dass wir verstehen, dass es in Russland seit einigen Jahren kaum mehr freie Presse gibt. Die aktuelle Berichterstattung im russischen Fernsehen zeigt teilweise dieselben Bilder und Sequenzen, die wir hier auch sehen, aber mit 180 Grad anderslautender Aussage. So wird zum Beispiel nach wie vor von einer (erfolgreichen) Spezialoperation zur Befreiung des ukrainischen Volkes gesprochen.

Zu Beginn des Krieges hatten wir hier geschrieben: "Wir sind überzeugt, dass die grosse Mehrheit der russischen Bevölkerung diesen Krieg nie und nimmer befürworten würde. Es scheint uns deshalb wichtig, dass wir auch hier nicht von einem Krieg Russlands oder der Russen gegen die Ukraine sprechen, sondern von einem Krieg einer kleinen russischen Machtelite (oder sogar eines einzelnen Despoten) gegen die Ukraine."

Fünf Monate nach Kriegsbeginn fällt die Beurteilung doch etwas differenzierter aus... Die über die letzten Jahre konsequent ausgebaute Propaganda zeigt erschreckende Wirkung: sogar uns nahestehende Verwandte aus Russland glauben der Darstellung der russischen Medien mehr als uns und unseren Leuten, die zu Beginn des Krieges vor Ort waren! Die (ständig wechselnden) russischen Narrative, wie z.B., dass die Ukraine von einem korrupten Regime befreit werden müsse, werden geglaubt. Die Propaganda ist extrem perfid: sie sagt genau voraus, wie Ukrainerinnen und Ukrainer im Gespräch argumentieren werde, dass die ukrainische Bevölkerung das natürlich nicht so sehe, aber eben dermassen verblendet sei, dass sie selber das gar nicht mehr beurteilen könne. Vertiefte Diskussionen sind nicht möglich. Im Wissen, dass viele Gespräche abgehört werden, greift dann rasch die Drohung, dass regierungskritische Aussagen bestraft werden - die Diskussion wird abgebrochen. Dazu kommt, dass der Krieg in den grossen Städten kaum spürbar ist - das Leben geht bisher weitgehend normal weiter. Der Grossteil der russischen Soldaten kommt aus weit entfernten Provinzen und gehört ethnischen Minderheiten an. Das Wegschauen und Ignorieren, ja die scheinbare Gleichgültigkeit der Mehrheit der russischen Bevölkerung sind für uns - und auch für viele Russinnen und Russen, die ausserhalb Russlands leben - nur schwer erträglich. Es bleibt die Hoffnung, dass mit zunehmender Kriegsdauer ein Umdenken stattfindet.

(Ein wenig) frieren

Wir nehmen mehr oder weniger erstaunt zur Kenntnis, dass auch die Schweiz einen signifikanten Anteil der Rohstoffe (Öl, Gas) aus Russland bezieht. Bekanntlich fallen diese (Stand 5.3.22) nicht unter die Sanktionen und alimentieren so direkt Russlands Kriegskasse.

Zumindest indirekt können wir darauf einwirken, wenn wir unsere Öl- und Gasheizungen drosseln und unsere Wohnungen und Büros um ein, zwei Grad tiefer beheizen. Langfristig schlagen wir da gleich zwei Fliegen auf einen Streich: dem Klima ist das ebenfalls zuträglich.

Treibt eure Ideen und Projekte für die Nutzung erneuerbarer Energien voran! Das reduziert (globale) Abhängigkeiten, die uns bisher vielleicht etwas zu wenig bewusst waren.

Ukrainisch kochen (oder sich sonst etwas Gutes tun)

Die Informationen fluten uns rund um die Uhr. Es ist wichtig, dass wir auch zu uns schauen. Wir werden noch viel Kraft und Energie brauchen bis die aktuelle Krise und die Folgen davon verarbeitet sind. 2018 hat Julia als Maturaarbeit ein Kochbuch erstellt mit Rezepten ihrer Oma Galina. Gerne stellen wir euch das hier zum Download zur Verfügung.

Julia's Kochbuch mit Ukrainischen Rezepten

(und wenn ihr was daraus zubereitet, dann Bilder des Ergebnisses unbedingt mit unseren Freunden teilen, Kontakt siehe unter "Solidarität und Mitgefühl bekunden" - sie werden sich freuen)

Materiell unterstützen

Vor zwei oder drei Jahren hatten wir "für alle Fälle" (wobei der aktuelle "Fall" jenseits aller Vorstellungen lag) eine CH-Kreditkarte vor Ort gelassen. Lena und Sascha konnten diese ohne Limite, die sonst seit Kriegsbeginn für Bezüge galt, nutzen. So war bis zu ihrer Flucht fürs Dringendste gesorgt.

Keine Frage: wie wir es schon bei andern Gelegenheiten gemacht haben leisten wir Direkthilfe und sind euch schon jetzt sehr dankbar für alle eure Angebote für Spenden. Nach wie vor (Stand: 28. Juli 2022) funktionieren Überweisungen auf ukrainische Bankkonti einwandfrei. So kommt die Hilfe rasch und sicher an.

Hier spenden